Das Netz ist voll mit guten und fundierten Artikeln, in denen bereits verständlich erklärt wurde, warum auch Mädels sich an die schweren Gewichte wagen sollten.
Daher werde ich jetzt keine weitere Abhandlung über pros und pros 😉 versuchen, sondern lieber ein paar Links setzen und den restlichen Platz und die gewonnene Zeit dafür nutzen, meinen eigenen Weg zu schildern und zu berichten, warum ich ganz persönlich davon überzeugt bin, dass Kraftsport für jeden und vor allem auch für Mädels eine gute, gesunde und lohnenswerte Sache ist.
Hier findet man z.B. einen guten Artikel zu diesem Thema, googeln und Lesen im Allgemeinen hilft ja meist 🙂
Wer noch mehr lesen will und zudem der englischen Sprache mächtig ist, dem sei New Rules for Lifting for Women empfohlen, sozusagen die Bibel der eisenbiegenden Mädels.
Wie hat es nun bei mir angefangen?
Mein erster Kontakt mit dem Thema liegt nun schon 8 Jahre zurück, allerdings mussten geschlagene 7 Jahre vergehen, bevor das gute Beispiel meines – 5-6 mal die Woche an den schweren Eisen trainierenden – Freundes auf mich überspringen konnte… Sport war einfach für über 20 Jahre nicht Teil meines Lebens und auch, als ich Anfang 2013 endlich anfing, aktiv zu werden, stand Fitness-Studio ganz weit unten auf meiner To-Do-Liste… Ich machte ein paar Kurse, ging Walken, später begann ich – im wahrsten Sinne des Wortes – gaaaaanz langsam mit dem Laufen, entdeckte Zumba, QiGong und noch viele andere Dinge.
Nun setzte bei mir in dieser Zeit dann auch der Wunsch ein, besser zu verstehen und im besten Falle zu optimieren, was mit meinem Körper da passierte. Ich hatte in knapp 5 Monaten 25 Kilo verloren und es sollte noch weiter gehen und motiviert durch das mfp-Forum (damals noch hauptsächlich auf Englisch, da es kaum deutsche User gab), begann ich, mich mit dem Thema Krafttraining auseinanderzusetzen.
Alles, was ich zu der Zeit tat, war Ausdauertraining in der einen oder anderen Form. Natürlich hatte ich schon ein paar Muskeln aufgebaut. Ist ja klar, wenn man 20 Jahre nichts getan hat, wird jede Form der regelmässigen sportlichen Betätigung erstmal Muskeln aufbauen… aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt.
Ich lernte: Mehr Muskeln verbrauchen mehr Energie, Energie wird im besten Falle aus dem gespeicherten Fett am Körper bezogen ergo (im Idealfall und sehr kurz gefasst)
Mehr Muskeln = weniger Fett
Natürlich verfügte ich (wie fast jeder wahrscheinlich) über schlechte Fitness-Studio Erfahrungen aus der Vergangenheit… Da hat man 24 Monate als Karteileiche zugebracht und war vielleicht zwei- bis zehnmal da, wusste nicht, was man so richtig da machen sollte und fühlte sich im übrigen (egal ob gemischtes oder Lady-Studio) irgendwie immer fehl am Platz, geschweige denn, dass man sportlicher, schlanker oder sonstwie optimierter wurde…
Daher habe ich ne Weile grübeln müssen, wie ich das Projekt diesmal angehen würde und kam zu folgendem Ergebnis:
- Das Studio soll gut erreichbar sein. (Am besten entweder direkt fussläufig zur Arbeitsstelle oder von zu Hause erreichbar oder direkt an einem auf dem Weg liegenden Bahnhof gelegen.)
- Der Preis soll erschwinglich sein
- die Kündigungsfristen erträglich, am besten monatlich
- Das Klientel sollte damals für meinen Geschmack nicht allzu sportiv sein, lieber gut gemischt, gern auch ältere Mit-Trainierende und Normalos, die eher an der generellen Fitness arbeiten, als an Muskelbergen.
- Die Trainer sollten nach der obligatorischen Einführung zwar da, kompetent und ansprechbar sein, aber einem nicht am Hacken kleben
So tat ich dann das Naheliegendste und meldete mich bei Sportspass in Altona neben den Kursen auch noch für den Studiobereich an. Über Sportspass werde ich sicher auch nochmal mehr schreiben, da ich generell diesen Verein für einen unglaublichen Glücksfall für das aktive Hamburg halte!
Nun geschah das, was wahrscheinlich in 9 von 10 Fällen von Fitness-Studio-Neuanmeldung passiert:
Ich erhielt meinen Einsteigerplan:
(Allgemeine Info zu allen Übungen: „mach mal immer so 15 bis 20 Wiederholungen und wenn du kannst jeweils 3 bis 5 Sätze)
- 15 Minuten Cardio auf dem Fahrrad zum Warm-up
- Crunches mit dem Crunchbogen
- Arme an der Butterfly-Maschine
- Rücken am Seated Rower (immerhin)
- Adduktoren und Abduktoren
- Beinpresse
- Bauchmuskeln an der Bauchmuskelmaschine
- 30 Minuten Cardio auf dem Elliptical zum Abschluss
So hampelte ich also die ersten 5-6 Wochen zwischen den Maschinen hin und her, aber so richtig zufrieden war ich nicht.
Erstmal fand ich Cardio im Studio so dermaßen langweilig, dass ich Probleme hatte, es durchzuhalten. Ich probierte alle Cardiogeräte im Studio durch (stellte fest, dass es keine Laufbänder gab) und bleib am Rudergerät hängen, weil das noch am wenigsten öde war… das Krafttraining war OK, aber so richtig „Bääääääääm“ hats nicht gemacht. Ich fühlte mich nicht gefordert, habe dauernd nach dem kleinen Freihantelbereich (Maximalgewicht 10kg!!!!!!!!!) geschielt, aber mich nicht rangetraut, auch wenn dort eigentlich nicht viel los war…
Dann sind wir in den Urlaub gefahren – 8 Tage Kreuzfahrt durchs Mittelmeer und auf dem Schiffchen gab es zum Glück auch ein halbwegs vernünftig ausgestattetes Fitness-Studio, in dem wir dann auch tägliche Gäste wurden. Mein erster richtiger Trainingsplan samt der dazu gelieferten Grundprinzipien wird mir hiernach noch einen gesonderten Artikel wert sein, nur so viel sei verraten: Diesen ersten Plan halte ich nach wie vor in Ehren, obwohl ich inzwischen die eine oder andere Variation dazugesellt und einen separaten Beinplan erstellt habe.
Hierzu habe ich im Internet recherchiert und auch das eine oder andere Buch gewälzt, generell viel gelesen und immer wieder Fragen gestellt.
Eine Weile habe ich es dann noch in meinem Rentnerstudio ausgehalten, aber mit dem Jahreswechsel 2013/2014 ergab sich die Möglichkeit, in ein Studio zu wechseln, das a) auch über Freihanteln jenseits der 10 kg verfügt und b) genau so gut zu erreichen ist, wie das alte… Hinzu kam, dass ich im Laufe der Zeit einfach ein anderes Selbst- und Trainingsbewusstsein entwickelt hatte und mir inzwischen dann doch ein jüngeres, kraftsportorientiertes Publikum wünschte, anstelle der betulichen älteren Leute auf den Cardiogeräten.
Einen neuen Plan bekam ich hier gar nicht mehr angeboten, da es sich bei den Betreibern um Freunde von uns handelt, die natürlich (mit Recht) davon ausgingen, dass mich mein „Privattrainer“ mit allem Nötigen versorgt hat.
Die neue Umgebung beflügelte mich ungemein, es motivierte mich sehr, zu sehen, dass da auch Hanteln von 20, 25, 40 und 50 kg im Regal liegen (auch wenn ich weiss, dass ich zumindest die letzten wahrscheinlich niemals auch nur anheben werde) und wenn ich sehe, wie die anderen Mitglieder auch regelmässig hart, schwitzend und grunzend an ihren Körpern arbeiten.
2 mal die Woche schaffe ich immer, in manchen Wochen (meistens im Winter, wo man nicht so motivert ist, draussen rumzurennen) bin ich sogar bis zu 5 mal die Woche im Studio und ziehe mein Programm durch. Nebenbei mache ich auch immer noch Cardio, aber nach wie vor ungern im Studio, sondern lieber draussen.
Bei meinem Training selbst kann man allgemein sagen, dass ich viel nach Gefühl trainiere.
Mein Ziel ist immer, das Gewicht so schwer zu wählen, dass ich gerade so 8 und mit Müh und Not 10 Wiederholungen schaffe und insgesamt 3 Sätze von jeder Übung absolviere (es gibt einige wenige Abweichungen mit mehr Wiederholungen, aber das bringt uns hier von Hölzchen auf Stöckchen). Das Grundprinzip mag inzwischen für den einen oder anderen oldscool sein, hat aber bisher bei mir gute Ergebnisse erzielt. Mit der Zeit erhöhe ich die Gewichte, so dass der entsprechende Muskel stetig größere reize erhält und so zum Wachsen angeregt bleibt.
Mein Körper liebt anscheinend Beintraining, so lässt es sich erklären, dass die am besten definierten Muskeln relativ schnell Ober- und Unterschenkel wurden. Ich finde es attraktiv, meine geflexten Muskeln angucken zu können. Auch Bizeps, Trizeps, Brustmuskeln und sogar der Latissimus lassen sich inzwischen mehr als erahnen, ohne dass meine Weiblichkeit darunter leidet. Es sieht einfach im wahrsten Sinne des Wortes „stark“ aus und ich bin fest der Meinung, dass wir Mädels ohne Zugabe von irgendwelchen hormonellen Fremdkörpern gar nicht so aufhulken können, dass es nicht mehr schön aussieht. Der ganze Körper wirkt allgemein athletischer, sportlicher und definierter. Das einzige, was bei mir persönlich ein bisschen frustrierend ist, ist dass ohne den blöden Hautlappen am Bauch schon viel mehr von den schicken Bauchmuskeln zu sehen wäre, aber es ist nun mal wie es ist. Dafür habe ich es geschafft, die hässlichen Bingo-Wings mittels Muskelaufbau drumrum fast komplett zu kaschieren und ebenso die schlaffe Haut zwischen den Schenkeln.
Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich es inzwischen absolut liebe, im Gym schweres Zeug hochzuheben…
hier sind ein paar weitere Gründe:
- Es ist ein gutes Gefühl, etwas geschafft zu haben, sofort und direkt, immer wieder
- man sieht schnell Ergebnisse
- man wird selbstbewusst und geht selbstverständlich mit sich und seinem Körper im Gym um
- man kann sein eigenes Ding machen, ist für sich und seine Leistung selbst verantwortlich
- man kann sich sehr schnell und unmittelbar total auspowern auf eine herrlich martialische Art und Weise
- es ist eine sehr ursprüngliche Form der Betätigung und sogar recht lebensnah, da es um die Kraft geht, Dinge zu ziehen, zu drücken, vom Boden aufzuheben, etc. Mit guten, sauber ausgeführten Basis-Übungen trainiert man genau diese Fähigkeiten, die vielen Menshcen heutzutage schwerfallen und Rückenschmerzen verursachen.
- Es gibt eine unendliche Anzahl von Übungen und Variationen und man kann sie sich je nach Bedürfnis und Tagesform selbst zusammenstellen
- Man braucht kein teures Equipment (ausser natürlich der Mitgliedschaft im Gym selbst). Ein Handtuch, eine Wasserflasche, ggf. ein paar Trainingshandschuhe und eine Playlist fürs ipod und los gehts!
- In der Gewichte-Ecke gibts kaum Gym-Bunnies, alle, die du triffst haben genau so abgeranzte Shorts und ein ausgebleichtes T-Shirt an, wie du, zumal den Jungs beim Training anscheinend eh scheiss egal ist, wie sie aussehen…
Ein schöner Artikel (auf Englisch) findet sich hier, er zitiert 16 Frauen, die Kraftsport betreiben, was ihnen das Training über ihr Leben als Frau gezeigt hat.
Nun mag dem einen oder anderen aufgefallen sein, dass ich bei all meiner Begeisterung für den Kraftsport bisher nicht das Wort Bodybuilding benutzt habe. Dies ganz bewusst, da ich mich hierzu abgrenzen möchte… und zwar aus Respekt den wirklichen Bodybuildern gegenüber, seien sie nun männlich oder weiblich. Krafttraining mit schweren Gewichten zum moderaten Muskelaufbau und zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit ist die eine Sache (der ich mit grosser Begeisterung fröne), der zum wirklichen Bodybuilding weiterhin dazugehörige wirklich sehr strenge Lifestyle mit Ernährungsplänen in all seinen Ausprägungen, Zeitplänen und Phasen aller Art sind bisher noch nichts, was ich für mich entdecken konnte, so dass ich mich hier klar positioniere
Kraftsportlerin – Ja!
Bodybuilderin – Nein!
Wie ist das bei euch? Macht ihr klassisches Krafttraining? Und wenn nein, warum (noch) nicht? Was könnte euch den Einstieg erleichtern? Was mögt ihr am Training besonders? Bin gespannt auf eure Erfahrungen und Geschichten!
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