Umarme den Schmerz und dann lass ihn los – Yin-Yoga-Premiere „open air“

Ein Mensch, den ich sehr schätze, mein Thai-Masseur Markus, weiss, dass man mir zwar gerne Ratschläge geben kann, man aber dann eine Menge Geduld mitbringen muss, bis der Same endlich aufgeht.

So mögen inzwischen sicher anderthalb Jahre vergangen sein,  seit der liebe Markus mir geraten hat: „Mach Yin-Yoga, das wird dir gut tun!“

Heute war es das erste Mal soweit (wenn man von ein paar DIY-Buch-gestützten Selbstversuchen im Wohnzimmer absieht): Heute früh bin ich aufgestanden, hab mich trotz Berufsverkehr auf mein Pussy-Bike geschwungen und bin zum Dammtor gegurkt.

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Auslöser war dieser liebevoll gestaltete Flyer an einer Laterne, den ich gestern zufällig entdeckt habe und wer mich kennt, der weiss auch, dass ich zwar langsam bin im Ratschläge verabeiten, aber dann urplötzlich nach dem Motto handle

Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Victor Hugo

So sass ich dann gespannt (und deswegen auch kein bisschen müde) auf einer Bank auf der Moorwiese gegenüber dem Dammtor und harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten…

Gekommen ist dann Jenny, die diese tolle Idee von „Yin-Yoga für jeden der mag, in einer grünen Oase mitten in der hektischen Grossstadt“ hatte.

Und wie es das Schicksal so wollte, wurde mein frühes Aufstehen und das „wirklich Durchziehen“ der gestern noch verrückten Idee sozusagen mit einer „Privatstunde“ belohnt, denn ausser uns beiden fand sich weiter keiner mehr ein um sich uns anzuschliessen.

Ihr habt alle was verpasst!!!!

Da Yin-Yoga noch nicht so bekannt ist, möchte ich kurz etwas dazu schreiben, damit ihr euch etwas mehr darunter vorstellen könnt.

Yin-Yoga ist geprägt von intensiven Dehnungen die sehr lange gehalten werden. Im Gegensatz zu den aktiven „yangigen“ Yoga-Arten, die durch Bewegung vor Allem die Muskeln ansprechen, ziehlt die Yin-Yoga Praxis vor allem auf das Bindegewebe ab und sorgt ausserdem durch die Ruhe und das extrem bewusste Atmen für eine starke Konzentration auf sich und sein Inneres.

Yin-Yoga ist nichts für Weicheier, aber wieder auf eine ganz andere Art als das DDP-Yoga, von dem Blauewolke so wunderbar ausführlich schreibt…

Die Grenzerforschung in den starken, bewusst lange gehaltenen Dehnungen. Den Moment erkennen, wo aus dem süssen ein bitterer Schmerz wird, ist einer der faszinierenden Aspekte dieser Yoga-Form. „Aushalten können“, Geduld haben, sich von dem Schmerz abgrenzen, ihn sozusagen unabhängig von sich selbst wahrnehmen, ihn als Mittel zum Zweck begreifen, aber  auch die Entscheidung treffen können „Jetzt ist genug, jetzt lass ich ein wenig nach“.

So machten wir mehrere Übungen im Sitzen und Liegen, um uns brauste sicher der Verkehr und wahrscheinlich sind auch viele Menschen an uns vorbei gehastet… ich habe davon nicht viel mitbekommen, denn ich war damit beschäftigt, zu atmen, meinen Körper zu spüren und dabei festzustellen, dass ich wohl eher eine Eiche als ein Bambus zu sein scheine (wenn man mal die Biegsamkeit betrachtet).

Nachdem wir vor Allem Beine und Rücken dehnungstechnisch an meine Grenzen gebracht hatten, durften dann auch einige Entspannungsübungen folgen, die mit der sogenannten Savasana – der Totenstellung einen wirklich interessanten Abschluss fanden. In dieser letzten Übung ging es darum, wirklich alles noch einmal loszulassen und die vorherige Anspannung durch die totale Entspannung abzurunden. Dabei liegt man lang auf dem Rücken und es ist weniger eine körperliche Herausforderung, denn eine geistige. Jenny führte mich mit ruhiger Stimme, ähnlich wie beim Autogenen Training oder einer Traumreise durch die Übung und ich muss sagen, ich weiss nicht mehr alles, denn zeitweilig war ich wirklich weg.

Insgesamt haben wir fast 2 Stunden dort im Sonnenschein zugebracht und ich werde sicher wieder hingehen, denn es hat mir körperlich und auch geistig wirklich gut getan.

Im Verlauf dieses Blogs werde ich sicher mit zunehmendem Wissen und Praxis auch mehr über die einzelnen Übungen schreiben, aber es scheint mir vermessen, nach nur einer Stunde schon über das Training als solches berichten zu wollen. Heute sollte es eher um die Gefühle und und Beweggründe gehen und warum ich Yin-Yoga für eine echt gute Sache halte

Hier noch der Link, falls der eine oder andere Hamburger jetzt Interesse hat, es auch einmal zu probieren

 

 

 

Qigong – von lila Energiebällen und Algen am Meeresgrund

ich stemme inzwischen mehrmals die Woche schwere Gewichte, jogge bis zu 10km am Stück und habe in sportlicher Hinsicht seit Beginn 2013 ne Menge verrücktes Zeug ausprobiert.

Aber keine Bewegungsform hat sich so heimlich, still und leise in meinem Herzen verankert, wie QiGong.

Der Dienstag Abend ist seit jeher hierfür reserviert und als ich ein paar Monate aus verschiedenen Gründen ausgesetzt habe und in der Zeit lieber was Actionreiches mit Schwitzgarantie gemacht habe, fehlte mir ganz subtil was. Seit ich jetzt seit einigen Wochen wieder dabei bin, geht es mir subjektiv wieder besser.

Alles Grund genug, um euch diese recht unbekannte Bewegungsform näher zu bringen. Und zwar weitab von gängigen Öko- und Eso-Klischees, auch wenn man diesen Woche für Woche beim Training wieder begegnet… (in Person vieler Mit-Trainierender, aber jeder halt so, wie er/sie glücklich ist, nicht wahr?)

Ich möchte einfach erzählen, was QiGong mit mir gemacht hat…was mich daran bewegt, und warum ich immer wieder Sehnsucht nach diesen Stunden habe. Wer danach mehr wissen mag, kann mich gerne kontaktieren, oder den Links folgen, die ich im Anschluss einfügen werde

Es war wohl im Februar oder März 2013… mein Neujahrsvorsatz (gar nicht SMART, sondern einfach: „Ich will abnehmen…“) war noch ganz frisch und ich hatte begonnen – nach fast 2 Jahren Nichtnutzung – meine „Sportspass“-Mitgliedschaft wieder zu nutzen.
Fitness für Mollige, Pilates, Zumba, Nia... kein Kurs war vor mir sicher und eines schönen Dienstags um 19 Uhr fand ich mich also zum QiGong ein.
Der Trainer kam, ein angenehmer junger Mann, und obwohl ich keine Ahnung hatte, was nun gleich passieren würde, freute ich mich und hoffte, dass ich die Übungen mit meinen über hundert Kilo würde ausführen können.

Es begann mit einem traditionellen Gruss, in dem wir die rechte Faust in die linke Handfläche legten und mit einer kleinen Verbeugung nach vorne führten.
Dann folgten einige Übungen aus der chinesischen Heilgymnastik und so reckte und streckte ich mich, liess Becken, Knie und Füsse kreisen, machte Arm- und Schulterkreise,  bewegte mich in alle relevanten Richtungen, öffnete Brustkorb und Wirbelsäule durch entsprechende Bewegungen und tiefe Atemzüge. Ales ging sanft, leise und ruhig vonstatten, unser Lehrer zeigte und erklärte alles und ein eigentümliches Gefühl von… ich weiss nicht, wie ich es anders ausdrücken soll… Frieden machte sich in mir breit.

nach ca. 15-20 Minuten begannen wir mit dem zweiten Teil der Stunde, den bewegten QiGong-Übungen. Diese haben sehr bildvolle Namen wie „die Wolken teilen“, „den Bogen spannen“, „den Himmel tragen“, „den Körper drehen und den Mond anschauen“ oder „den Affen abwehren“.
Ich folgte wie im Bann den Bewegungen und immer, wenn wir die typischen „Einsammelbewegungen“ mit den Händen machten, spürte ich ein sehr dominantes Kribbeln zwischen meinen Handflächen, ohne genau zu wissen, was und warum.

In späteren Stunden hatte ich manchmal in diesen Situationen sehr spannende Bilder im Kopf und ich weiss nicht genau, ob das wirklich die visualisierte Energie war, oder ob ich einfach zu viel Skyrim, Witcher und DragonAge zocke, jedenfalls habe ich mehr als einmal gemeint, bei bestimmten Übungen lila Energiebälle zwischen meinen Händen zu erhaschen…

Nach weiteren 20-25 Minuten gingen wir dann in die drite Phase der Stunde über und es folgte eine ca. 10 Minütige Abschluss-Meditation, die wir je nach Wunsch im Stehen, Sitzen oder Liegen ausführen konnten und die jeweils ein bestimmtes Thema (meist entsprechend der Jahreszeit und/oder einem bestimmten Organ zugeordnet) hat.

50 Minuten waren um, wir machten wieder den oben schon erwähnten Gruss, um die Stunde abzuschliessen und ich hatte ein breites Grinsen im Gesicht… ich kannte  hier niemanden, wusste nichts über das, was ich gerade gemacht hatte, und hatte mich nicht einmal körperlich verausgabt.
Aber: ICH WAR GLÜCKLICH!!!!
Darüber hinaus war ich noch etwas verstrahlter als sonst, wäre fast ohne meine Schuhe rausgerannt und hab mir wohl auch erst einen falschen Spindschlüssel gegriffen, aber mir war alles wurscht… mein einziger Gedanke war: DAS WILL ICH WEDER MACHEN!!!!

Also ging ich wieder hin und es blieb dabei, dass mich das Üben von QiGong einfach glücklich macht.
Man lernt auch Dinge kennen, die auf den ersten Blick etwas fremd wirken, beispielsweise, wenn man das erste Mal eine Übung mit den „heilenden Lauten“ macht, welche, je nach Ton, eine positive Wirkung auf bestimmte Organe haben sollen. Ein Aussenstehender wird es wahrscheinlich merkwürdig finden, wenn da 50 Leute auf dem Boden sitzen/liegen und „xüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüüü“ machen. Wenn man aber da liegt und mitmacht, ist es plötzlich beruhigend und entspannend.

Momentan zum Beispiel haben wir ein paar Wochen hintereinander eine Meditationsübung im Stehen gemacht, die bezeichnender Weise „Alge am Meeresgrund“ hiess und im Grund, genau daraus besteht, eine Alge am Meeresgrund zu sein…
Auch hier siegte der Geek und ich hatte natürlich die ganze Zeit Spongebob, Patrick und Thaddeus vor Augen… Hab wahrscheinlich die ganze Zeit grenzdebil vor mich hingegrinst, aber wer sagt denn, dass man beim Meditieren immer ernst sein muss?!?!?!

Jetzt sind erstmal 4 Wochen Sommerpause und ich freue mich schon, wenn es im August weitergeht!

Es sei noch erwähnt, dass ich über meine Krankenkasse einen weiteren (in sich abgeschlossenen) QiGong-Kurs bei eben diesem Lehrer unabhängig von meiner „Sportspass“-Mitgliedschaft machen konnte.
Dies sollte im Rahmen der Stressprävention/Gesundheitsfürsorge nicht nur in HH möglich sein und es ist in jedem Fall einen Versuch wert, da man bei regelmässiger Teilnahme je nach Kasse um die 80% der Kursgebühr erstattet bekommt. Die örtlichen Krankenkassen haben in der Regel Listen von verschiedensten Kursen, die auf diese Weise unterstützt werden, also im Zweifel einfach mal fragen – es kann sich echt lohnen.

Nun mag man sich vielleicht fragen, ob und wie viele Kalorien das QiGong-Üben verbrennt, denn immerhin wollen wir ja Abnehmen und da zählt jede zusätzlich verbrannte Kalorie.
Ich habe seinerzeit ein bisschen im Netz recherchiert und fand dort eine Angabe, dass 60 Minuten bis zu 300 kcal verbrennen können… das halte ich von jeher für viel zu hoch, aber  ich glaube das ist auch nicht das Entscheidende… Ich glaube inzwischen fest daran, dass diese Stunden eine derart positive Wirkung haben können, dass es den gesamten Prozess des Abnehmens an sich pusht und vorantreibt… also quasi ein stiller und heimlicher Booster… Ob es für jeden etwas ist, wage ich zu bezweifeln, aber was man nicht probiert, kann man auch schlecht als wirkungslos ad acta legen…

Hier noch zwei Links, für diejenigen, die mehr wissen möchten.

Die Schule meines QiGong Lehrers Christian mit zusätzlichen Infos zum Thema

Ein ausführliches Buch mit den wichtigsten Übungen, Christian hat hier als Übungsmodel mitgearbeitet.

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