MFP – Hausarbeit loggen oder nicht – der ewige Disput

In meiner lockeren Serie über das Kalorienzähl-Tool my fitness pal möchte ich heute aus gegebenem Anlass (Sonntag ist Grosskampf-Putztag) meine persönliche Meinung zu einem in der Community weltweit heiss diskutierten Thema kund tun:

Darf ich Hausarbeit als Ausdauertraining loggen?

Grundsätzlich ist mfp so programmiert, dass man, wie schon in meinem Einführungsartikel hier geschrieben, neben seinem Alter und seinem Ausgangs- und Wunschgewicht auch sein Aktivitätslevel und seinen wöchentlichen Abnahmewunsch eingeben muss. Aus diesen Angaben errechnet das Programm die tägliche Kalorienmenge, welche bereits das zur Abnahme notwendige Kaloriendefizit beinhaltet, also nicht weiter runtergerechnet werden muss.

Weiterhin ist von mfp selbst empfohlen, die pro Tag durch Sport/Aktivität verbrannten Kalorien auch zu essen, sie werden daher direkt bei der Eingabe einer Aktivität auf das Tagesziel aufgerechnet, so dass man sich hier eigentlich um nichts kümmern muss.

Besonders wichtig für die Beantwortung der Eingangsfrage ist aber vor Allem das eingegebene Aktivitätslevel, das jeder individuell und eigenverantwortlich eingibt.

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Insider-Tipp: Diese Einstellungen findet man unter „Einstellungen/Settings“ bei „Update your fitness profile“

Auch in der deutschen Übersetzung gibt es die vier Aktivitätstypen, die von „Sitzend“ bis „sehr aktiv“ reichen und mit jeweils passenden Beispielberufen versehen sind.

Nun erwarte ich eigentlich von jedem, dass er/sie in der Lage ist, sein eigenes Aktivitätslevel a) richtig einzuschätzen und b) ehrlich zu bewerten.

Je aktiver man ist, desto höher ist die zugeteilte Tagesration an Kalorien, da das Programm wie schon erwähnt die im Beruf oder Tagesablauf erwirtschafteten Kalorien bereits mit einrechnet.

Insider Tipp: Man kann übrigens schadlos in seinem eigenen Profil Änderungen eingeben und bei Bedarf wieder zurücknehmen, um die Veränderungen selbst zu sehen, die bei der Änderung des Aktivitätslevels eintreten.

Zurück zur Ursprungsfrage:

  • Hausarbeit loggen oder nicht?

Die meisten Menschen haben nunmal heutzutage Bürojobs und weiterhin kann man auch vorurteilslos davon ausgehen, dass sehr schwere Menschen täglich nicht sehr viel auf den Beinen sind, einfach, weil jeder Schritt mitunter zu einer grossen Qual wird. Daher gehe ich davon aus, dass ein großer Teil der User sein Aktivitätslevel auf „Sitzend“ eingestellt hat, bzw. einstellen sollte.

Wer sich aufgrund seines Berufes bzw. seiner täglichen Aufgaben hier nicht einordnen kann: Hier greift wieder mein Appell: Eigenverantwortlich und realistisch selbst einschätzen und entsprechend einstellen.

Und hier setzt jetzt meine eigene Meinung ein: Wenn ich ein niedriges Aktivitätslevel einstelle und nun beginne, mein Leben aktiver zu gestalten, kann es eine ungemein motivierende Methode sein, Fusswege zu loggen, die man vielleicht früher nicht gemacht hat. Natürlich habe ich auch früher meinen Haushalt machen müssen, aber wenn z.B. besondere Projekte abgearbeitet werden, wie z.B. Frühjahrsputz oder Fensterputzen… dann sieht die Belastung schon mal anders aus.

Weiterhin: für eine Person mit 150 kg kann auch das schlichte Bettenbeziehen schon eine anstrengende Herausforderung sein!

Jeder ist für sich selbst verantwortlich, das ist das Schöne an mfp, man ist dazu aufgerufen, darüber zu reflektieren, ob das, was man eben geleistet hat schon eine eigene Aktivität ist, die es wert ist, geloggt zu werden.

Simple Hinweise dafür, dass man darüber nachdenken sollte, ob die Tätigkeit einen Log wert ist:

  • Bin ich ausser Atem?
  • Habe ich geschwitzt?
  • Hat sich mein Herzschlag fühlbar erhöht?
  • Kann es sein, dass ich davon sogar Muskelkater bekomme?
  • Bin ich körperlich erschöpft?
  • Übe ich diese Tätigkeit täglich aus oder nur ab und an?

Ihr merkt, das alles sind auch Merkmale, die beim Sport eintreten können/sollen und ich möchte noch einmal betonen, dass ab einer gewissen Körperfülle bereits ein kleiner Spaziergang, eine Treppe oder das Tragen einer Einkaufstasche einer sportlichen Leistung nahekommt.

Aber auch jemand, der eigentlich schon im Stadium eines Athleten angekommen ist und mehrfach die Woche in verschiedenen Sportarten aktiv ist, kann sicher bei aussergewöhnlichen Aktivitäten in Haushalt und Garten sich die eine oder andere Kalorie gut schreiben.

Das sind so Sachen wie

  • Rasenmähen
  • Umzüge
  • Möbel aufbauen und umstellen
  • Gartenarbeit im Allgemeinen
  • Grosseinsätze wie Frühjahrsputz, Fensterputzen, etc.

Heutiges persönliches Beispiel: Eine Stunde lang auf Händen und Knien, bzw. im tiefen Squatgang über das Parkett gewackelt, feucht abgezogen und getrocknet.

Ergebnis: vergleichsweise gleicher Erschöpfungsgrad, wie zB nach 30 Minuten Yoga… geschwitzt wie ein Ochse… Herzschlag teilweise höher als beim Workout…

Ich finde, das ist definitiv einen Log wert 🙂

Was ich damit sagen will: Wenn jemand – unabhängig von dem Aktivitätslevel, das er/sie gewählt hat – etwas tut, was definitiv darüber hinaus geht, was man sonst so leistet und das ähnlich fordert, wie eine sportliche Aktivität, dann bin ich klar dafür, dass man solche Tätigkeiten auf jeden Fall loggen darf, ohne von irgend jemandem dafür verurteilt zu werden.

Sport ist nicht wertvoller als jede andere Form der körperlichen Aktivität und ich finde gut, dass man dies auch durch vorhandene Datenbankeinträge würdigen kann. Natürlich ist nicht jeder abgewaschene Kaffeebecher einen Log wert, aber das merkt derjenige spätestens, wenn es mit der Abnahme nicht mehr klappt – denn das ist es, was mfp uns eigentlich lehren kann: Ehrlichkeit uns selbst gegenüber und realistische Selbsteinschätzung.

Wenn man unsicher ist, ob man beim Loggen von Hausarbeit nicht doch zu viele Kalorien zu sich nimmt (weil man einfach zu viel des Guten annimmt und vielleicht doch nicht so viel verbrennt), kann man sich ja überlegen und ggf ausprobieren, wie man es handhaben möchte:

  • Aktivitätslevel runtersetzen und dafür Hausarbeit, Fusswege und andere „nichtsportliche Aktivitäten“ loggen
  • Aktivitätslevel raufsetzen und diese Tätigkeiten generell nicht loggen (wer die Motivation nicht benötigt, zu sehen, was er/sie pro Tag alles aktiv macht)
  • Generell auf manuelle Zielfestlegung bei mfp umsteigen, indem man sich auf einem externen Rechner seinen Grund-, Leistungs- und Gesamtumsatz sowie das zum Abnehmen notwendige Defizit errechnen lässt… Wer des Englischen mächtig ist und sich bereits mit der Materie etwas beschäftigt hat, kann dieses zum Beispiel hier tun lassen, aber ganz ehrlich bin ich der Meinung, dass man am Beginn der Reise solchen Extrakram noch gar nicht braucht, weil mfp in diesem Stadium noch tadellos arbeitet… erst wenn man sich dem Normalgewicht annähert und mfp sich schwertut, noch ein vernünftiges Defizit zuzulassen, machen eigene Berechnungen mitunter viel Sinn.
  • Für genauere individuelle Erfassung kann man auch konstant  einen Pulsmesser bei sich führen und dementsprechend die Eingaben vornehmen (lassen)

Wie ihr seht, ist es ein Thema ohne allgemeingültige Weisheit und schon gar nicht mit einer einzigen Antwort… Ich bin gut damit gefahren, mein Aktivitätslevel auf „sitzend“ zu lassen, mir aber dadurch die Freiheit nehmen zu können, meine täglichen Fusswege und aussergewöhnlichen Aktivitäten im Haushalt neben meinem „normalen“ Sport loggen zu können. Mich (als bekennender Haushaltsmuffel) hat es motiviert, mich ordentlich reinzuhängen, denn wenn ich schon was logge, dann will ich auch wirklich was dafür getan haben.

Durch das Fitbit und die ständige Synchro  muss ich zumindest die Fusswege nicht mehr loggen, da dies automatisch geschieht, aber sonstige „Sonderfälle“ hinterlege ich nach wie vor in meinem Tagebuch.

Wie handhabt Ihr das, liebe Fitness Pals?